Nach der Selbstheilung reifte die Idee der Einfahr-Tour noch mal. Diesmal bei stabiler Wetterlage und ohne Km-Beschränkung, die Einfahrkontrolle hatte ich ja schon hinter mir. Ob ich das diesmal schaffen würde?
Aber der Reihe nach: Die neue S1000R stand im Mai auf dem Hof und mit Goggo fuhr ich eine tolle Tour, um die ersten 1000km voll zu kriegen. Allerdings machte mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung.
Und dann war da noch das Problem mit der Leistung, was nützt dir das tollste Motorrad, wenn es nicht aus der Hüfte kommt. Im Vergleich zur alten Maschine waren die Leistungsdaten ja gleich, damit wäre ich ja zufrieden gewesen. Bei der Neuen konnte ich am Kabel ziehen wie ein Verrückter, da kam nicht viel, da brauchte ich schon richtig Drehzahl und Vollgas, damit es vorwärts ging. Das kann es nicht sein, und es reifte schon der Gedanke, mir wieder das Vorgängermodell zu kaufen.
Gefühlt lief das Motorrad im Rain-Modus, also mit sanfter Gasannahme und reduzierter Leistung. Allerdings konnte ich einstellen was ich wollte, das Phänomen blieb.
„Gefühlt“ ist aber wenig aussagekräftig, Zahlen würden meine Theorie belegen. RR-Motorradtechnik in Plön hat einen Leistungsmessstand, also Termin machen und dann stand der Renner auch schon auf der Rolle. Die elektronischen Helfer mussten wir irgendwie ausschalten (ABS, DTC) und nach drei Läufen kam der spannende Augenblick: Alles bestens(!?). Kann doch nicht angehen, täuscht mich mein Gefühl so stark? Nützt nichts, erstmal nach Hause.
Jetzt Leistung
Auf dem Weg dorthin war aber irgendwas anders. Ganz normale Landstraßenfahrerei, und ich musste nicht mehr runterschalten, damit es vorwärts geht. Das Gegenteil war der Fall; hoppla, ich bin schon im letzten Gang bei 80km/h und trotzdem wird jede Drehwinkeländerung am Gasgriff in Schub umgewandelt. Was ist passiert? Oder ist das nur eine Einbildung? Eine kleine Testtour nach Meck-Pom soll das klären, 300km Landstraßenballerei wie in guten alten Zeiten, man, macht das Laune. Ohne Anstrengung feuert das Teil jetzt aus den Ecken heraus. Ein Blick auf das Drehzahldiagramm sorgte für eine Überraschung: max 6443 U/min und dabei hatte ich doppelt so viel Spaß wie vorher.
Noch mal zurückblicken, was wurde geändert? Nach der Leistungsmessung wurde der Fehlerspeicher zurückgesetzt, die Software war nicht begeistert über den Rollenprüfstand 😉 Aber das war nach der Messung und die war top.
Als Vorbereitung hatten wir ja ABS und die Traktionskontrolle abgeschaltet, aber daran kann es ja auch nicht gelegen haben. Ungewöhnlich war, dass am Anfang das Kraftstoff/Luftverhältnis sehr mager und dann perfekt war. Der Meister von RR-Motorradtechnik meinte später, dass sie für so eine gute Abstimmung ziemlich lange brauchen. Irgendwo hat sich wohl die Software verschluckt, eine andere Erklärung hab ich nicht.
Es geht los
Jetzt könnte ich die abgebrochene Einfahrtour noch mal nachholen. Es ist Ende August, wenn nicht jetzt, wann dann. Die Tour selbst stand ja, allerdings hatte ich die Erfahrung gemacht, dass die berechnete Fahrzeit schwer zu halten ist. Nicht dass sie ungenau ist, sie ist aber nicht mehr aufzuholen, da kannst du noch so viel Gas geben, da machst du nix mehr.
Also diesmal früh los, um 6:00 Uhr stand ich schon draußen und 20 Minuten später rollte ich mit dem Renner vom Grundstück, ja der Lenkeinschlag ist viel besser geworden. Eine Kleinigkeit, aber beim rangieren richtig klasse.
Die Sonne war noch ein wenig schüchtern, kein Wunder bei der Uhrzeit. Aber die Straße war trocken und ich kam gut voran. An Reinfeld vorbei und von hier ging es wieder Richtung Südost. Bei Süsel hab ich mich wieder verzettelt, da hat Calimoto ein Problem. In Neustadt war eine Baustelle, grr. Warum gibt es kein offizielles Baustellenverzeichnis, welches die Naviapps einbinden können, kann doch nicht so schwer sein.
Die leichtgängigere Kupplung war hier Gold wert, wieder eine kleine Verbesserung zur Alten. Die Umleitung hat aber wieder Zeit gekostet, also Gas geben, auf nach Fehmarn. Jedes kleine Kleckerdorf hab ich mitgenommen, was für ein Spaß mit dem roten Renner, Feuer in allen Lebenslagen.
Die Sonne kommt raus
Auf der Insel war es ganz schön windig, aber dafür kam die Sonne raus. Hier noch mal ein kleines Päuschen, nicht so lange, es ist schon 9:45 Uhr. In Oldenburg mussten Ross und Reiter noch mal aufgetankt werden. Die Keyless-Technik hab ich immer noch nicht verstanden, aber mittlerweile hab ich mich dran gewöhnt, es gibt Schlimmeres.
Auf nach Kiel, hier noch mal ein Foto mit dem Wahrzeichen der Stadt 🙂 . Es ist schon 12:00 Uhr, also Drehzahl, fällt mir ja schwer 😉 . In Dänisch-Nienhof musste ich noch mal für ein Bild auf die Ostsee anhalten, man ist das schön hier.
Calimoto leitete mich gradlinig durch Eckernförde, um dann kurvig nach Waabs zu fahren, so macht Biken Spaß. In Kappeln war die Brücke unten, damit stand der Fahrt durch Angeln nichts im Weg. Hier gibt es viele kleine kurvige Landstraßen, macht das Laune. In Glücksburg war noch mal Fotoshoting und Helmpflege angesagt. Mittlerweile ist es 14:20 Uhr …also weiter.
Der Norden
So schön wie Flensdorf auch ist, mit dem Motorrad will ich hier schnell durch. In Handewitt war aber noch mal eine Tank- und Futterpause dran. Der Kraftstoffkonsum ist wirklich geringer geworden. Verzeichne ich auch mal auf der Positivliste.
Es geht weiter Richtung Westküste, auf einmal wird es flach, auch sehr reizvoll. In Medelby bin ich (wieder) falsch abgebogen und bin auf die langweilige L198 gekommen. Nun gut, Tempomat rein, Handgelenke und Nacken entspannen und Meter machen. Die Sitzposition ist vorderradorientierter geworden, das ist gut für das Landstraßenbebolze, aber auf die Dauer geht es auf die Knochen.
Schon war im Westen Aventoft nahe der Dänischen Grenz erreicht. Was für schöne Häuser hier, ich erinnerte mich an die Einfahrtour 2017. An der gleichen Stelle musste ich noch mal in die Eisen, um ein Bild mit der Neuen zu machen. Die Bremse ist bei weitem nicht mehr so aggressiv, was mich damals nicht gestört hatte, aber so ist auch gut, schön zu dosieren, ohne sich gleich die Handgelenke zu brechen.
Da ich erstmal vorbeigebrettert war, musste ich auch noch mal wenden, hier hatte sich der bessere Lenkeinschlag bewehrt, erwähnte ich ja schon.
Nun ging es die Westküste runter, hier war wenig Verkehr, so ging es zügig voran. In Husum war noch mal ein Päuschen zum Helmputzen und Schafe filmen angesagt, mittlerweile ist es schon 17:00 Uhr, ob das heute noch was wird? Bei der ersten Tour bin ich ja nur bis hierhin gekommen aber da war es erheblich später. Heute schien aber die Sonne und die Temperatur war super. Nun muss noch dieser alte Körper durchhalten 🙂 .
Kurz vor Hamburg
Bei Brunsbüttel stand noch mal eine Pause an, um die Kerbtiere zu entfernen, die die Sicht versperren und die Aussicht zu genießen.
Im Elbgebiet gibt es viele kleine Dörfer, die wirklich sehenswert sind, schön hier längszufahren. Durch EURO 5 brüllt die „R“ auch nicht mehr so, man wird damit nicht mehr mit gefrorenen Katzenkot von den Anwohnern beworfen. Aber der damalige Krach gab der Fahrerei noch mal eine gewisse Dynamik, was willste machen.
Um 19:00 Uhr war ich in Elmshorn und es stand der nächste Tankstopp an. Auf der Tour war der durchschnittliche Verbrauch 5,5 l/100km, zum Vergleich lag der bei der Alten bei 6,3. Also fast ein Liter weniger, das ist ok.
Das nächste Ziel war Appen, wo ich vor vielen Jahren meinen Uffz-Lehrgang gemacht hatte. Bei der Einfahrtour mit der alten Maschine hatte ich das hierher nicht geschafft, wegen Dunkelheit, Baustellen und dunklem Navi. Nun sollte es aber klappen. Wiedererkannt hatte ich es nicht, es ist schon so lange her. Aber ich hatte es diesmal hierher geschafft. Nun geht es Richtung Norden nach Hause. Mittlerweile ist es 20:00 Uhr und die Sonne macht sich vom Acker.
Diesmal aber nicht über die Autobahn, sondern wie geplant über die Dorfer. Bei Hitzhusen noch mal eine Pause, (ja die Abstände werden immer kürzer) noch mal das Helmchen putzen, weil es jetzt dunkel ist. Nun kommt das neue LED-Licht ins Spiel. Ja, schon mal viel besser als die alte Halogenlaterne. Man fährt ja selten in der Dunkelheit, aber wenn das mal so ist, dann ist es ein Sicherheitsgewinn. Das adaptive Kurvenlicht ist jetzt nicht so spannend, aber wie würde es ohne sein?
Ende und Fazit
Der heimische Parkplatz war erreicht und die Uhr blieb bei 21:30 stehen. Damit war ich 15:12 Stunden unterwegs, mit etwas mehr als 3 Stunden Pause. Macht also 12 Stunden reine Fahrzeit. Calimoto hat 12:24 Stunden berechnet, da hab ich sogar noch ein bisschen aufgeholt. Geplant waren 795km und bei mir waren es am Ende 817 km, kommt also auch hin.
Jeder Knochen war nun zu merken, besonders der Nacken, die Sitzposition ist schon anders. Vielleicht überlege ich mir das mit der Lenkererhöhung noch mal. Ein kleines bisschen mehr Geräuschkulisse wäre auch wünschenswert, aber bitte im gesetzlichen Rahmen.
Zum Renner: Als wenn BMW meine Wünsche erhört hatte. Die S1000R ist immer noch eine S1000R und das ist auch gut so. Viele kleine Details wurden verbessert und das macht es zu einem neuen Motorrad. Optik ist ja immer Geschmackssache, mir gefällt sie aber richtig gut. Meine Entscheidung war also goldrichtig.
Die Tour war der Hammer, geniale Streckenführung, Fahrspaß pur. Auf Dauer natürlich anstrengend, aber wir sind ja nicht aus Zucker 🙂
Gesamtzeit: 15:37:22
Mal wieder eines von meinen berüchtigten Videos, übele Ton- und auch Bildqualität.
1 Comment
Was für eine Wahnsinnstour und das bei bestem Wetter. Sehr beeindruckend 🙂 Viel Spaß weiterhin mit deinem neuen Maschinchen!